Dienstag, 7. Mai 2013

Kopf - blind zeichnen II - 7.5.13

Folien des Abends:





Was wir WISSEN:
- An uns selbst abgeleitet haben wir den groben Bauplan des Kopfes sowie Platzierung und Zusammenhang der Einzelheiten (Augen, Nase, Mund, Ohren, Scheitel des Kopfes und Kinn, Wangenknochen, Stirn, Haaransatz und vermutliche Lage der Haare). Im Kern ist dieser Plan uns allen gemein, also allgemein. 

Dieses Wissen hat durch Anwendung und Wiederholung die Chance, zu einem quasi intuitiven "Gefühl" für Maß, Proportion und Stimmigkeit zu werden.

- Wir können bisher mit wenigen und vor allem wenigen feinen Strichen die Grob- und Feinstruktur der Frontalansicht auf einem Zeichenblatt festhalten und haben damit nur ein Gerüst für Selbstporträts - und zugleich auch Ausgangs- und Anhaltspunkte für Portraits von anderen Menschen.

- Was wir NICHT WISSEN KÖNNEN, ist, wie genau die persönlichen Abweichungen von einem gedachten Idealbauplan oder dem von mir abgeleiteten Aufbau aussehen. Das kann kein Wissen leisten. Denn jedes Wissen baut in erster Linie auf Verallgemeinerungen auf.

Das Portraitzeichnen aber hat das Besondere entweder des Anderen oder des eigenen Gesichts zum Thema.


Was wir SEHEN:
Durch geduldige Übungen im langsamen und genauen Hinsehen, insbesondere bei Anwendung der gezeigten HINSCHAUMETHODEN (oder Blindzeichenmethoden), haben wir erfahren, dass es die allgemeinen, abstrahierten und vor allem symbolischen Formen der Einzelheiten des Gesichts in Wahrheit nicht gibt. Jedes Auge, jeder Mund ist anders, sieht immer anders aus, selbst an einem Selbst, zu verschiedenen Zeiten aus verschiedener Ansicht.

Also hilft hier nur zunehmend genaues HINSCHAUEN. Was man auch durch wiederholendes Anwenden erst ins Gefühl bekommt.

Das genaue Hinschauen schwankt hin und her zwischen ungefährem und mehr gefühltem Sehen des Grossen und Ganzen oder dem Verirren in mitunter faszinierende Einzelheiten.

Diese Einzelheiten aber sind der Stoff, aus dem aussagekräftige und gute Zeichnungen entstehen.
Das reine Sehen also, als pures Hinsehen, kennt aber keinen Plan und keine Struktur. Alles ist ihm gleich wichtig. Ohne Ordnung, ohne Hierarchien. Und das ist gut so!


Was wir SEHEN UND WISSEN:
Ziel ist es, Plan (= Wissen) und Beobachtungen ( = Sehen) miteinander zu vereinen. Wenn wir nun im nächsten Schritt durch wiederholtes Anwenden der an sich - mitunter sogar konflikthaft - widersprechenden Vermögen unseres Gehirns in die Lage kommen, diese jeweiligen Stärken miteinander in Verbindung zu bringen, kann es zu stimmigen, relativ genauen und vor allem ausdrucksstarken Zeichnungen von Dingen und Personen kommen. 
Diese Verbindung herzustellen ist nicht sofort möglich. Sie muss durch Ausprobieren, Anwenden und mehrfaches Wiederholen  erfahren, erforscht und geübt werden - es gibt dafür keine Abkürzung, leider. 
(Wenn ich einen Zauberspruch hätte, ohne diese an sich doch aber auch spannenden und mitunter sogar  lustvollen Anstrengung sofort zum Zeichner/ zur Zeichnerin zu werden, ich hätte ihn euch und mir selbst nicht vorenthalten...)



Auszug aus B.Edwards, zum Unterschied linke und rechte Hirnhälfte:




So sehen in der Regel ausufernde Blinderkundungen eines Gesichts aus:

Man kann hinschauend und blind zeichnend sehr viele Einzelbeobachtungen über- und nebeneinandersetzen. Sobald man einen nicht allzu dominierenden Plan hat, wohin etwas gehört, kann man mit wenigen Kontrollblicken zumindest ansatzweise "Ordnung" schaffen. Ich persönlich mag und empfehle allerdings, die Ordnung nicht überhand nehmen zu lassen. 










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